Fast haben wir den großen Crash schon vor uns gesehen - es war heftiger als alles, was seit 1929 an Negativem passiert ist. Zumindest erscheint einem das vorerst so. Erleichterung hat sich jedoch breit gemacht zum Ende des Oktobers. Massenhaft Finanzkonferenzen wurden dieses Wochenende einberufen. Alle Medien sind des Lobes voll über die rasche Reaktion der europäischen Politiker.
Nicht mehr um 11, 10, 8 oder 7% sind die Börsen täglich eingebrochen, nein nur mehr um 2, 4 oder 6%. Zumindest am Freitag. Klingt doch gut, man gewöhnt sich doch an alles, auch an tägliche Verluste von 6%. Und, so kann es ja nicht weitergehen, dachte man sich in europäischen Amtsstuben und beschloß, einen ausgewiesenen Fachmann in Wirtschaftsfragen, nämlich George W. Bush, in Camp David aufzusuchen.
Denn es muss der Aufschwung kommen! Alle wünschen sich den Glauben an die Selbstheilung. Warren Buffet sagt in der New York Times, dass jetzt die Zeit gekommen ist um wieder Aktien zu kaufen. Und er geht mit gutem Beispiel voran! Klar Warren Buffet hat völlig recht! Denn er weiß, die Aktienwerte werden wieder steigen! Sie sind nach jedem Crash gestiegen und, vergangene Woche war doch der Crash, oder?
Das war jetzt die gute Nachricht, nun die weniger erfreuliche!
Zum besseren Verständnis etwas mit Zahlen unterfüttert!
Ja, es gibt es einen Crash im Crash, es gibt mitten im Gewitter auch Sonnenschein! Aber eine alte Börsenregel sagt:
Even a dead cat will bounce if it is dropped from high enough!
Jeder kennt es. Und das Gewitter ist noch nicht vorbei. Und das sollen folgende Indexgraphen von 1929 bis 1932 verdeutlichen. Und jeder, der sagt: „Ach ja, das waren ja andere Zeiten....“, der sollte schleunigst diesen Blog verlassen und seiner Dummheit weiter frönen. 1929 entstand der Crash, weil Leute auf Kredit Aktien und Derivate (auch die gabs schon, nur anders) wie verrückt gekauft haben. 2008 ist dieselbe Situation, nur in ungleich größerem Ausmaß. Was nicht dasselbe ist, ist die Weltbevölkerung, denn diese betrug 1929 um die zwei Milliarden. Nun, heute sind es mehr als 6,7 Mrd. Menschen. Und ein Großteil davon lebt in Städten. Was auch nicht gleich ist, ist das Ausmaß der Summen, mit denen spekuliert wird. Diese sind heute um eine Vielfaches höher als vor 1929 - nicht Einwohnerzahlbereinigt, real!Damals lebte eine Mehrheit der Bevölkerung am Land, zumindest mit den grundlegendsten Möglichkeiten ausgestattet, sich zumindest auf der Ebene einer Subsistenzwirtschaft selbst erhalten zu können. Zumindest in Teilen Europas, in den USA fielen die Agrarpreise dramatisch, zehntausende Bauern konnten ihre Hypotheken nicht mehr bedienen und verloren Haus und Hof. Gleichzeitig fiel aber auch das Angebot an Agrarprodukten, weil nichts mehr produziert wurde.
Was dann passiert, wenn nun noch zusätzlich eine Umweltkatastophe eintritt, kann man in Steinbecks Früchte des Zorns nachlesen. Das war allerdings bereits die nächste Katastrophe nach dem Tiefstand 1932.
Was passiert, wenn Millionenstädte dramatisch unterversorgt sind? Werden die Leute sich in einer Reihe anstellen, um vielleicht nach einem ganzen Tag Warten ein Kilo Brot abholen können? Wie fühlt man sich, wenn man mit tausenden anderen in einer Reihe steht um ein kostenloses Mittagessen zu bekommen? So geschehen dieses Wochenende in Brisbane, Australien! Oder in San Diego. Oder in hunderten anderen Städten in den USA als tägliches Bild.
Aber schauen wir uns doch einmal die Gemeinsamkeiten an. Folgende Grafik zeigt den Crash von Oktober 1929, beginnend mit August 1929 bis Dezember 1929:
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Der Zusammenbruch der Börse ist gut erkennbar, wenn man sich die Entwicklung des Dow-Jones-Index von 2002-2008 anschaut, dann ist das sehr ähnlich. Damals wie heute war der größte Tagesverlust etwas mehr als 11% (24. Oktober 1929 um 12,8 Prozent und am 29. Oktober um noch einmal 11,7 Prozent). Wie man erkennen kann, kam es dann innerhalb eines Monats zu einer Erholung des Tiefststandes von 200 um 25%, wobei der Höchststand zuvor Ende August bei 380 Punkten lag. Die Situation war annähernd gleich wie heute.
Nun erweitern wir den Zeitraum auf die Jahre 1928-1930. Der zuvor gezeigte Zeitraum ist nun grau unterlegt. Man erkennt, dass diese kurze Erholung der Börse unmittelbar nach dem Crash gleich in der folgenden Woche wieder nach unten korrigiert wurde (15. Dezember 1929) um dann fröhlich in die Weihnachtsfeiertage zu gehen. Es kam zu einem vorerst unaufhaltsamen und praktisch unterbrechungsfreien Aufstieg über mehr als vier Monate. Der Höhepunkt wurde dann Ende April 1930 erreicht, bei knapp 300 Punkten.
Ich bin überzeugt, alle Politiker dieser Welt hatten bereits im Jänner 1930 gejubelt und sich auf die Schultern geklopft:„Die Krise ist vorbei, wir haben sie bewältigt!“
Die Freude des Aufschwungs war nur von kurzer Dauer, denn noch im selben Jahr sank nun der Index auf unter 160 Punkte.
Aber dieser Aufschwung ist möglicherweise genau der, auf den Warren Buffet nach einem Bericht der New York Times in der aktuellen Situation spekuliert. Mit seinem Geschick und auch seinen und anderer Möglichkeiten, den Index zu beeinflussen ist ihm zuzutrauen, dass er mit einigen anderen Großinvestoren genau diesen Aufschwung herbeireden aber auch herbeispekulieren kann. Raus aus dem Gold heißt die Devise, rein in die Aktien. Und viele werden es tun. Aus Verzweiflung in der Hoffnung, noch ein wenig der Verluste der vergangenen Wochen wieder hereinzuholen!
Nun, aber die Sache war damals überhaupt noch nicht ausgestanden, das böse Ende war noch nicht erreicht:
Schauen wir uns das Ausmaß der gesamten sogenannten Weltwirtschaftskrise an. Die Grafik zeigt nun die Monatswerte von 1923 bis 1933 an, der Zeitraum der zuvor gezeigten Grafik ist wiederum grau abgebildet. Man erkennt nun, dass nach dieser kurzen, viermonatigen Hausse nun das Desaster erst richtig losging. Der Tiefpunkt der Krise war erst im Juli 1932 erreicht. Ein halbes Jahr später war Adolf Hitler Reichskanzler.
Was passierte dann? Hoover begann den New Deal den Roosevelt dann weiterführte. Aber, das ist eine weitere Geschichte! Kurz gesagt: auf eine Phase des Neoliberalismus folgte eine Phase der staatlichen Intervention. So wie heute auch. So wie damals niemand zur Rechenschaft gezogen wurde von den Bankern, so ist es auch heute.
Das Ergebnis kennen wir, wenn auch viele nicht die Ursachen. Am ersten September 1939 wurde zurückgeschossen. Roosevelt verhinderte die Versorgung Japans mit wichtigen Wirtschaftsgütern und provozierte damit Pearl Harbor. Bewusst, da die Amerikaner nicht bereit waren, ohne einen Anlass in den Krieg einzutreten. In der ersten Woche nach Pearl Harbor meldeten sich eine Million Freiwillige. So schön kann Krieg sein!
Übrig blieben die amerikanischen Bankiers der Wallstreet, welche glänzende Geschäfte mit Nazideutschland machten. So auch der Großvater von George W. Bush. Auch noch, als die USA bereits im Krieg mit Deutschland waren. So wie auch Krupp nach dem Krieg mit den Engländern fein säuberlich abrechnete, nämlich die Menge an Granatenzündern, die Krupp geliefert hat. Finanziert durch amerikanische Großbankiers. Ohne einem Treibstopffadditiv von Standard Oil (Rockefeller) war die deutsche Luftwaffe gar nicht in der Lage, ihre Maschinen in die Luft zu bringen. So schön kann Geschäft sein!
Großbritannien lag am Boden, die Kontrolle über die überseeischen Kolonien wurde immer schwieriger, der Krieg konnte ohne massive Kredite durch die USA nicht weitergeführt werden und hätte mit Sicherheit zu einer Kriegsentscheidung zugunsten Nazideutschlands geführt.
Jedoch, die Amerikaner ließen sich das teuer abkaufen und bereiteten bereits Bretton Woods vor. Damit bekamen sie die Kontrolle über alle Währungen - außer die der Sowjetunion und den Ländern in deren Einflußbereichen. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds wurde gegründet, der Dollar an das Gold gebunden, die anderen Währungen weltweit an den Dollar. Dies galt bis ins Jahr 1971, als seit Mitte der 60er-Jahre die USA mit dieser Politik einach nicht genug Geld hatten, um den Vietnamkrieg weiter zu finanzieren.
Nachtrag:
Wie man an nachfolgender Grafik der Immofinanz AG, gelistet im ATX, sehen kann, scheinen die Graphen beunruhigend ähnlich zu sein. Dies trifft nicht nur auf die Immofinanz zu, sondern überhaupt auf den ATX. Es scheint nur etwas schneller zu gehen, was aber an der heutigen Situation und der allgemeinen globalen Ausrichtung der Finanzmärkte nicht verwundert. Aber beurteilt selbst:
Wir wollen jetzt aber nicht nur die Zocker sehen, sondern ein renommiertes Anlage- und Maschinenbauunternehmen, die Andritz AG
Es wird nicht besser. Im Gegenteil, die Annahme wird nur noch bestätigt.
Bewegt die Ärsche! Jetzt!
Bild- und Grafiknachweis: Wikipedia, TA-Professional, Börse Wien.